Artist Statement

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ExPics | Artist Statement


Es sind nur wenige Momente, die unser Leben entscheiden. Die Augenblicke, in denen das Leben eine neue Wendung nimmt, sind die existenziellen Dreh- und Angelpunkte unseres Daseins. Sie schleudern uns aus den Automatismen unserer oberflächlichen Existenz.

Glück, Schicksal, Trauer, Freude sind die Kreuzungspunkte auf unserem Lebensweg. Hier schlagen wir neue Richtungen ein. Diese Momente bestimmen unser Leben.

Es ist das Gefühl dieses Augenblicks, das aus meiner Kunst spricht. Ihn rücke ich ins Bild. Existenzielle Bilder – ExPics – zeigen den Moment, der das gesamte weitere Leben entscheidet.
ExPics stehen für das Leben, sind nicht Ausdruck einer Phantasie oder der heute so oft gefühlten Künstlichkeit. Sie wollen dem Leben nachspüren und die bescheidenen Mittel der Sprache übersteigen.

Meine Bilder sind Ausdruck der Wucht existenzieller Erfahrungen. Wenn die Erzählung verstummt, die Realität jede Metapher überholt, ergreift die Kunst das Wort.

Aufgabe meiner Bilder ist es damit auch, Abwesendes zu vergegenwärtigen.

Ich habe diese Momente über zwanzig Jahre auf meinen Reisen in die Kriegs- und Krisengebiete erlebt. An diesen Orten habe ich nicht nur die Abgründe der Menschheit gesehen, ich habe auch Hoffnung gefunden, wo es keinen Platz für sie gibt.

Es geht aber nicht darum meine Bilder nachzuempfinden. Es geht darum, selbst zu empfinden.
Meine Bilder versetzen den Betrachter in jene Momente, die maßgeblich für sein Leben sind und waren.

Aus der Perspektive des Existenzialismus öffnen sich neue Blickwinkel. Der Moment in allen Emotionen, Farben und Gefühlen ist alles, und es sind nur wenige Momente in diesem Leben, die zählen. Der Rest ist Systemverwaltung und Kulissenschieben im Possenspiel unseres Scheindaseins.

ExPics wollen das Leben in einer in den Wahnsinn beschleunigten Welt wieder spürbar machen.

Ich arbeite großformatig. Die Bilder sind getragen von Lacken, natürlichen Ölen, Wasser, den Händen, Spachteln, Erde, Sand, Asche. Sie entstehen manchmal binnen weniger Tage, manchmal sind es Monate des Ringens. Schicht um Schicht.
Oft ist die Arbeit von Schmerz begleitet, nicht selten mischt sich Glück in den Moment. Immer aber ist es körperlich fordernd. Es kostet Kraft sich Erinnerungen zu stellen. Jedem von uns.

Inspiriert werde ich von den Farben, der Dimension, den Brüchen in der Natur und dem Leben.
Wesentlich beeinflusst hat mich die Auseinandersetzung mit der phänomenologischen Bildtheorie während meines Studiums. Sie stellt sich die schwierige Aufgabe, Abwesendes zu vergegenwärtigen.

Daneben ist es die Gefühlslosigkeit der Gegenwart, die mich erschüttert, künstlerisch aber inspiriert, Menschen in das existenzielle Empfinden zurückzuholen.
Im Idealfall ist das Bild lediglich der Auslöser für eine persönliche Konfrontation des Betrachters mit eigenem Erlebtem.

Das Bild als Katalysator zum eigenen existenziellen Empfinden und Nachempfinden.

Derzeit beschäftige ich mich vermehrt mit dem Thema Beschleunigung und dem verzweifelten Versuch, die Zeit einzuholen. Das Dasein in der Nebensächlichkeit fordert seinen Tribut. Bilder als Versuch die Zeit zu stoppen.
Daneben beschäftigen mich immer wiederkehrende Themen, wie der Horizont und natürlich das Leben selbst.